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Fischsterben und Badeverbot: Seit 20 Jahren wird über Rettung des Rudower Sees nur gesprochen – BVB / FREIE WÄHLER fordert dauerhafte Lösung

Der idyllische Rudower See erlebte 2016 Fischsterben und Badeverbot – Maßnahmen sind dringend erforderlich (Bild: Rudower See – Christian Fischer, Wikipedia)

Der Rudower See ist mit 167 Hektar Fläche der größte See der Prignitz. Doch als europäisches Badegewässer findet man ihn nicht – schon 2006 wurde die Touristenattraktion aus der Liste genommen. 2016 geriet der See dann auf negative Weise in den Blickpunkt der Öffentlichkeit – durch ein erneutes Fischsterben, eine Blaualgen-Plage und ein offizielles Badeverbot (Artikel SVZMAZ). 

Geplante Maßnahmen zur Verbesserung des Zustands des Sees waren in den letzten 12 Monaten dann dreimal Thema mündlicher Anfragen. Zuerst im September 2016 (Thomas Domres / Linke) Tenor Antwort Landesregierung: Wir setzen uns im November mit allen Akteuren zusammen. Erneut im Januar 2017 (Thomas Domres / Linke) Tenor: Wir versprechen, die Messstellen nicht dicht zu machen, untersuchen das Problem und reden mit den Anliegern. Am 28. Juni 2017 gab es die nächste mündliche Anfrage (Gordon Hoffmann / CDU). Tenor der Antwort der Landesregierung: Wir stimmen uns ab und irgendwann gibt es Maßnahmen. Tatsächlich umgesetzte Maßnahmen gibt es aber auch ein Jahr nach dem Badeverbot nicht, noch nicht einmal Pläne dafür.

Seit rund zwanzig Jahren ist das Problem bekannt. Es gab jede Menge Gutachten und übermäßiger Phosphateintrag durch den Nausdorfer Kanal aus dem wieder aufgestauten Rambower Moor wurde als Hauptursache ausgemacht. Doch Maßnahmen zur dauerhaften Lösung gab es nicht. Zwei seeweite Phosphat-Fällaktionen in den 90ern und 2004 brachten zeitweise Verbesserung. 2004 konnte man erstmals seit Jahrzehnten wieder an den tiefsten Stellen bis auf den Seegrund schauen. Und eine Fällanlage am Nausdorfer Kanal reduzierte ab dem Jahr 2000 den Eintrag von neuen Phosphaten. Doch schon 2008 wurde die für 324.000 Euro gebaute Anlage wieder abgebaut. Das Land übernahm die Finanzierung nicht mehr und die Kommune war mit den Kosten überfordert. Seitdem geht es wieder abwärts mit dem See – bis 2010 war er wieder in den eutrophierten, stark algenbelasteten Zustand zurückgefallen.

Die Stadtverwaltung von Lenzen scheint den See aufgegeben zu haben. 2006 ließ sie ihn aus der Liste der europäischen Badegewässer streichen. An den Badestellen gab es keine Bademeister mehr. Aus der Touristenattraktion wurde ein „Problem“, das man lieber unter den Teppich kehrte, statt es zu bewerben. Doch der Tourismus ist von hoher Bedeutung für Lenzen – und Hauptattraktion sind nun einmal die Badestellen am Rudower See. Bisher gibt  es am See zwei Badestellen, einen Bootsverleih, einen Campingplatz, eine Feriensiedlung mit Hunderten Bungalows und Ferienhäusern sowie ein Restaurant am See, dazu ein Schullandheim. Doch nun steht das Gastgewerbe – die einzige Chance für die Entwicklung der kleinen Stadt – vor dem Aus. Durch das Badeverbot halbierten sich 2016 die Gästezahlen in der Stadt.

Auch Bauland am Seeufer wurde dutzendfach verkauft. Vor allem neue Ferienhäuser und Altersruhesitze sollten entstehen. Doch bauen will nach dem Badeverbot 2016 niemand mehr. Und weil niemand baut, will die Stadtverwaltung auch die geplante Seepromenade nicht bauen. Alle warten ab, was aus dem See wird. Verkommt er weiter wie bisher, steht es schlecht um die Zukunft von Lenzen. Sollte die Sanierung gelingen, könnte Lenzen als Urlaubsort und Altersruhesitz auf halber Strecke zwischen Hamburg und Berlin aufblühen. Seit 2016 kämpft die Arbeitsgemeinschaft „Rettet den Rudower See“ – ein Zusammenschluss aus 150 engagierten Bürgern – dafür, den unzähligen Gutachten und jahrelangen Versprechungen auch konkrete Maßnahmen folgen zu lassen. 

Péter Vida (BVB / FREIE WÄHLER) formulierte daher auf  der gemeinsamen Pressekonferenz folgende Forderungen: 

– Der Rudower See muss zeitnah saniert werden, um den Tourismus in Lenzen zu retten.
– Der Phosphateintrag in den Rudower See muss reduziert werden, sonst wird nach einigen Jahren das gleiche Problem wieder auftreten.
– Die Phosphatfällanlage am Nausdorfer Kanal ist daher wieder einzurichten. Phosphate am Zulauf abzufangen ist einfacher, als sie anschließend aus einem 167 Hektar großen See zu beseitigen.

Bei der Finanzierung der Maßnahmen muss das Verursacherprinzip gelten: Wer das Rambower Moor anstaut, ist auch für die Auswirkungen dieser Maßnahme verantwortlich. Daher folgt: 
– Die Kosten für Seesanierung und Phosphatfällanlage am Nausdorfer Kanal sind komplett vom Land zu übernehmen.

Gegebenenfalls werden wir das Thema als Antrag in den Landtag einbringen, falls die Umsetzung dieser Maßnahmen weiter verzögert wird.

BVB / FREIE WÄHLER sieht das Beispiel Rudower See als Teil eines größeren Problems: Das Land beschließt Umweltmaßnahmen, die Schäden für Kommunen und Anwohner bedeuten. Anschließend lässt es diese mit den Folgen allein. Die Beispiele reichen von vernässenden Äckern und volllaufenden Kellern nach Wiederaufstauung von Mooren bis hin zum Abwürgen der wirtschaftlichen Entwicklung – wie in Lenzen. Das Land muss sich klar dazu bekennen, für die Folgen des eigenen Handelns die Verantwortung zu übernehmen. Andernfalls muss sie sich nicht wundern, wenn Maßnahmen des Umweltschutzes in der Bevölkerung nicht auf Akzeptanz stoßen.

Die Sanierung und Rettung des Rudower Sees ist dabei nicht nur als Maßnahme des Umweltschutzes zu sehen, sondern auch als Maßnahme zur Stärkung des ländlichen Raumes. Lenzen hat – unterstützt durch den nahen Elberadweg – das Potential, ein nennenswertes Gastgewerbe aufzubauen. Allerdings nur, wenn der Rudower See als Badesee erhalten bleibt.

Zusammenfassung Zustand Rudower See 2014 (Gutachten)

Link zur Arbeitsgemeinschaft Rudower See

Kleine Anfrage „Zustand des Rudower Sees“

Presseecho:
Politiker fordern Hilfe für Rudower See – RBB Brandenburg aktuell 11.07.2017
Freie Wähler fordern Rettung für Prignitzer Badesee – dpa (u. a. MOZ, Neues Deutschland, Berliner Morgenpost …) 11.07.2017
Wirbel um bedrohten Badesee in der Prignitz – MAZ 11.07.2017
Ein See in der Warteschleife – SVZ 28.07.2017