Fast 100 Besucher konnten die Veranstalter beim Interreligiösen Dialogtag am 9. Dezember in Bernau zählen. Trotz der Witterungsverhältnisse und technischer Komplikationen wurde das Treffen ein voller Erfolg.
Wenige Stunden vor Beginn des Dialogtages musste aufgrund elektronischer Probleme in der angemieteten Halle kurzfristig ein Ausweichort gesucht werden. Im Nebengebäude der Tobias-Seiler-Oberschule wurde ein deutlich kleinerer Raum hergerichtet. Angesichts der Schneeverwehungen wurde mit Rücksicht auf die von außerhalb Eintreffenden etwas später begonnen.
Das Publikum war wie die Referenten bunt gemischt. Neben afrikanischen Familien mit Kindern, fanden auch Vertreter der Georgisch-Orthodoxen Gemeinde Berlin und zahlreiche Mitglieder der Jüdischen Gemeinde den Weg nach Bernau. Auch Landrat Bodo Ihrke befand sich unter den Gästen.
In meinen einleitenden Worten erklärte ich, dass die Veranstalter es den Menschen verschiedener Kulturen erleichtern wollen, aufeinander zuzugehen, sich zu begegnen und ins Gespräch zu kommen. Da dem eigenen Bekenntnis und der Religionsfreiheit bei der persönlichen Selbstbestimmung eine besondere Rolle zukommt, ist es wichtig, das gegenseitige Verständnis auch auf diesem Gebiet zu befördern. Hiernach folgten die Begrüßungsworte der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Barnim, Diana Sandler, auf Russisch und des Sprechers des Muslimischen Netzwerkes Landkreis Barnim, Abdelkader Mohammad Ahmad al-Hadj, auf Arabisch.
Alle Referenten umrissen die wesentlichen Glaubensgrundsätze ihrer Religion. Kaplan Christoph Butschak skizzierte das Gottesbild der Katholiken anhand entsprechender Passagen aus der Bibel. Imam Taha Elmoursi legte einen Schwerpunkt auf das Herausstellen von Gemeinsamkeiten. So erklärte er, dass der islamische Glaube Jesus zwar nicht als Messias, aber als Prophet anerkenne. Pastor Wilfried Schindler betonte insbesondere die gute Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften in der Stadt und hob das Verbindende in der Ökumene hervor. Rabbi Shaul Nekrich, der in russischer Sprache referierte, erteilte den Chanukka-Segen und erläuterte die Bedeutung der Tora.
In der anschließenden Fragerunde meldeten sich viele zu Wort. Neben tiefgründigen theologischen Fragen wurden auch tagesaktuelle Themen angeschnitten. So wollte ein Bernauer wissen, warum es zwischen Juden und Muslimen gerade in den letzten Jahren eine immer weiter steigende Gewaltspirale gibt, wo doch so viel Verbindendes vorhanden ist. Imam Elmoursi und Rabbi Nekrich erklärten zusammen, dass es in der Regel politisch angereicherte Konflikte seien, die von bestimmten Personen religiös instrumentalisiert werden. Man war sich einig, dass der Glaube für ein friedliches Miteinander wirbt.
Nach dem intensiven Austausch erteilten alle Geistlichen jeweils einen Abschlusssegen. Die junge Künstlerin Paula Möller, die den Abend mit der Geige musikalisch umrahmt hatte, wurde mit Applaus verabschiedet. Beim anschließenden Imbiss verweilten die allermeisten in interessanten Gesprächen bei arabischen und jüdischen Speisen. So boten sich zahlreiche Gelegenheiten zu vertiefenden Begegnungen und bleibenden Kontakten.
Es ist gelungen, durch Kommunikation und einen aufgeschlossenen Austausch das Bewusstsein für ein von Toleranz getragenes Miteinander zu schärfen. Der interreligiöse und interkulturelle Dialog wird fortgesetzt. Gemeinsam wird so ein Beitrag zum gesamtgesellschaftlichen Ziel einer respektvollen Verständigung geleistet.
Lesen Sie den ausführlichen Beitrag der Märkischen Oderzeitung.