Fischsterben an der Oder: Trotz Anzeichen einer Erholung des Flusses stehen Fischer vor dem Aus – kurzfristige Hilfe vom Land ist notwendig
Péter Vida, Fraktionsvorsitzender der BVB / FREIE WÄHLER Fraktion im Landtag Brandenburg, zur jüngsten Entwicklung am Brandenburgischen Teil der Oder:
„Die Welle des Fischsterbens an der Brandenburgischen Oder scheint vorbei zu sein. Zwar sind noch lange nicht alle toten Fische beseitigt, doch es kommen kaum noch neue hinzu. Wasserqualität und Aktivität der Kleinlebewesen scheinen sich zu normalisieren.
Die Landesregierung muss nun den am stärksten Betroffenen vor Ort helfen. Vor allem die Fischereibetriebe stehen vor dem Aus. Zwar scheinen viele Jungfische das Massensterben überlebt zu haben. Doch es dürfte noch viele Monate dauern, ehe die Fischer in der Oder wieder ausreichende Mengen an Fisch fangen und verkaufen können. Das Land muss die Fischer dabei unterstützen, die Neubesiedlung der Oder zu überwachen und gegebenenfalls die Wiederansiedlung der ortstypischen Fischarten zu unterstützen. Doch ohne kurzfristige finanzielle Hilfe wird es dort bald keine Fischer mehr geben.
Die durchgegangene ‚Welle‘ aus Polen erhärtet zudem den Verdacht, dass Einleitungen in Polen die Ursache für das Fischsterben sind. Der ungewöhnliche Salzgehalt hat die Ausbreitung der nun verdächtigten giftigen Brackwasser-Alge wohl erst ermöglicht. Die Behörden in Polen müssen die Ergebnisse ihrer Untersuchungen nun offen und transparent nach Deutschland und Brandenburg weiterleiten und zudem die Schuldigen ermitteln und bekanntgeben. Nur so wird es den Geschädigten in Deutschland möglich, Schadensersatzansprüche gegenüber den Tätern geltend zu machen.
Wir kritisieren zudem die langsame Reaktion der Landesregierung Brandenburg. Egal ob die Beseitigung der toten, stinkenden und nach damaligem Wissenstand möglicherweise sogar mit Gift verseuchten Fische, die Besorgung von Schutzkleidung oder die Organisation – im Endeffekt wurde die gesamte Arbeit bisher durch den Landkreis Märkisch-Oderland und die Freiwilligen vor Ort erledigt. Die zuständigen Ministerien haben zu träge reagiert. Umweltminister und Gesundheitsministerin ließen sich in den ersten Tagen nicht sehen, ihre Mitarbeiter waren keine nennenswerte Hilfe. Auch Katastrophenschutz, Technisches Hilfswerk und Bundeswehr wurden nicht ausreichend eingebunden. Die Ministerien können auch jetzt nicht davon ausgehen, dass bereits alles durch Freiwillige erledigt ist. Noch immer liegen beispielsweise im Amt Seelower Land Säcke mit stinkenden, toten Fischen, die von Wildtieren aufgerissen werden. Wenigstens die flächendeckende Beseitigung der bereits von Freiwilligen eingesammelten Fischkadaver sollten die zuständigen Ministerien organisieren und finanzieren.“